Welche sozialen Gewährleistungen standen den Invaliden des Zweiten Weltkrieges in der ukrainischen SSR nach dessen Ende bereit?

Verfasser: Daria Yakimaha, Studentin der Geschichte an der Universität Černivci



Eine Zählung in der sowjetischen Ukraine im September 1946 ermittelte 628.000 Invaliden, die im Zweiten Weltkrieg Beeinträchtigungen davongetragen haben. Diese wurden registriert, und somit vom Staat offiziell als Kriegsinvalide anerkannt. In der Sowjetunion gab es ein Netzwerk von sozialen Einrichtungen die sich um die Invaliden kümmern sollten.

Die katastrophalen Folgen des Zweiten Weltkriegs äußerten sich unter anderem daran, dass Millionen von Kriegsinvaliden auf den Straßen der Städte und Dörfer zu finden waren.

Die übermäßige Komplexität des Sozialsystems verringerte die Effizienz. Die „verkrüppelten“ Veteranen erhielten die größte Hilfe von ihren eigenen Familien und einigen Teilen der sowjetischen Gesellschaft. Wegen des Mangels an staatlicher und öffentlicher Unterstützung war die Lage der Invaliden im Zweiten Weltkrieg in der sowjetischen Ukraine äußerst schwierig. Es war verboten, die Lebensbedingungen der Veteranen wissenschaftlich zu erforschen und dahingehende Forschungsergebnisse zu veröffentlichen.1

Viele Menschen mit Behinderungen wurden in speziellen Einrichtungen untergebracht, die als „Behindertenheime“ bezeichnet wurden.

In der Nachkriegszeit stand an erster Stelle für alle ukrainischen Bewohnerinnen und Bewohner das Thema „Unterkunft“ und viele Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer hatten in den Nachkriegsjahren keine guten Lebensbedingungen. Darunter litten vor allem auch die Kriegsinvalidem. Im Herbst 1944 wurden nach einer offiziellen Befragung 12.111 Invalide des Zweiten Weltkriegs bei den sozialen Behörden angemeldet. Im Bezirk Ripkinskij wurden elf Häuser und 18 Unterstandhütten für Invalidenveteranen bereitgestellt. Die Umfrage ergab, dass 25 Veteranen mit Beeinträchtigungen eine Unterkunft in demselben – besetzten - Gebiet benötigten.

Im Jahre 1948 brauchten 27.412 Kriegsversehrte Wohnraum und bessere Lebensbedingungen in der ukrainischen SSR.

Die sogenannte „einmalige Unterstützung“ eines Invaliden bei ihrer Ankunft am Wohnort hing vollständig von der lokalen Einrichtung ab. So wurde beispielsweise im Bezirk Talniw in dem Gebiet Kiew eine „einmalige Hilfe“ für Invalide in Form von Grundnahrungsmitteln von Aktivisten des Komsomol-Bezirkskomitees unter Kollektivbauern gesammelt. Das heißt, die „einmalige Hilfe“ wurde auf den Schultern der Bauern ausgetragen, die diese selbst für sich brauchten. Darüber hinaus wurden Lebensmittelkarten für die Kriegsinvaliden häufig mit Ersatzprodukten für echte Produkte verkauft, wie Eipulver, Wobla, Sprotten, Lebkuchen usw. Der Volkskommissar für soziale Gewährleistung der ukrainischen SSR, W. A. Muratov kam zum Schluss, dass die geschaffenen Spezialgeschäfte und Kantinen für Kriegsversehrte sich in Orte des Diebstahls und Betrugs verwandelt haben. Vorrätige Lebensmittel wurden nicht für den vorgesehenen Zweck verwendet, d.h. sie erreichten die Veteranen nicht. Die häusliche Pflege von Invaliden der ersten Gruppe wurde nie organisiert. So verkaufte beispielsweise im Bezirk Kominterniwskyj in Charkiw ein Spezialgeschäft für die Invaliden des Zweiten Weltkriegs auf Anweisung von Gadtschewskyj Brotprodukte, Grütze, Wodka und andere seltene Produkte auf dem Basar, die eigentlich für die Kriegsversehrten vorgesehen waren. Dabei wurden 23.745 Rubel erwirtschaftet, wovon 20.000 Rubel an Gadtschewskyj gezahlt wurden.2

Im Rahmen des Projekts haben wir versucht, Angehörige von Invaliden zu finden, die mehr über bestimmte Themen der Sozialfürsorge berichten konnten. Das gesammelte Material enthält diese Informationen, die jedoch als unzureichend betrachtet werden können, da viele wichtige soziale Probleme der Menschen nicht gelöst wurden.


Quellen:

[1] Гордієнко В. В., Гордієнко Г. М. Проблеми інвалідів війни у радянській дійсності: типи історіографічного дискурсу. Уманська старовина. 2016. Вип. 2. С. 108-113.

[2] Гордієнко Г. М. Заходи радянської держави щодо соціального забезпечення інвалідів Вітчизняної війни в УРСР в 1942-1948 рр. Наука. Релігія. Суспільство. 2008. №2. С. 26-32.