Die Inklusion von Menschen mit geistigen Erkrankungen

Verfasser: Dmytro Postewka, Student der Sozialen Arbeit der Universität Černivci



Im Rahmen des Projekts habe ich Olena Menzak, eine Psychologin der Gebietsklinik für Psychiatrie in Černivci, interviewt. Wir erörterten eine Reihe von Fragen, die sowohl die Patientinnen und Patienten der Klinik und die Bedingungen ihres stationären Aufenthaltes als auch die rechtlichen Aspekte der Tätigkeit dieser Einrichtung betrafen. Den Patientinnen und Patienten der psychiatrischen Klinik wird eine psychotherapeutische und medizinische Behandlung zur Verfügung gestellt, sowie die Möglichkeit, stationär in der Einrichtung zu bleiben.


Frau Menzak
Olena Menzak


Das Durchschnittsalter der Patientinnen und Patienten der Einrichtung in der Abteilung für Neurologie liegt momentan bei 35-40 Jahren. Eine beträchtliche Anzahl von Patientinnen und Patienten in diesem Alter ist hauptsächlich auf die Tatsache zurückzuführen, dass vor allem in letzter Zeit viele Menschen während Kampfhandlungen in der Ostukraine Schädeltraumata erhielten.

Die Abteilung beschäftigt zwei Ärzte und drei Krankenschwestern, die von Pflegern unterstützt werden. Darüber hinaus wird die Arbeit der Krankenschwestern und Pfleger abwechselnd organisiert. Frau Menzak stellte fest, dass die zur Verfügung stehende Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht ausreichend ist. Darüber hinaus entspricht dieses Personal nicht den europäischen Standards nicht. Leider gibt es in der Abteilung auch keine Sozialarbeiterinnen und -arbeiter oder Sozialpädagoginnen und -pädagogen.

Die psychiatrische Klinik wird fast ausschließlich vom Staat finanziert, im Gebiet von Černivci gibt es keine passenden Programme für ein zusätzliche Finanzierung der jeweiligen Einrichtung.

Frau Menzak erwähnte, dass es lobenswert ist, dass gemäß den geltenden normungsrechtlichen Vorschriften, das Recht von Menschen mit psychischen Störungen auf Bildung und Arbeit geschützt ist. Eine Person mit einer geistigen Erkrankung, die sich in der Klinik befand und von einem Spezialisten untersucht wurde, kann abhängig von der Schwere der psychischen Erkrankung einer Invaliditätsgruppe zugeordnet werden, was sich auf die weitere Arbeitsanstellung auswirken kann. Vorausgesetzt, die Person fühlt sich gesund und ist genesen, so kann sie studieren und eine Ausbildung erhalten. Das derzeitige ukrainische Gesetz Über die psychiatrische Fürsorge sieht auch die Festlegung verbindlicher Quoten für Arbeitsplätze in Unternehmen, Institutionen und Organisationen für die Beschäftigung von Menschen mit psychischen Störungen in der gesetzlich vorgeschriebenen Weise und eine Beaufsichtigung der Einhaltung dieser Quoten vor. In diesem Zusammenhang stellte die Psychologin jedoch immer noch die Existenz des Phänomens der Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Störungen in der ukrainischen Gesellschaft fest.

In Bezug auf die Sozialisierung von Patientinnen und Patienten sollte beachtet werden, dass es sich bei den Menschen in der psychiatrischen Klinik hauptsächlich um Menschen mit „Behinderungen“ handelt. Nach den Regeln der psychiatrischen Fürsorge müssen sie sich während der Behandlung und des Aufenthaltes permanent auf dem Gebiet einer psychiatrischen Einrichtung befinden, ohne diesen Bereich verlassen zu dürfen. Es gibt jedoch Fälle, in denen Patientinnen und Patienten in Anwesenheit von Verwandten oder medizinischem Personal in Remission und bei Besserung Geschäfte außerhalb der psychiatrischen Klinik besuchen dürfen. Die Patientinnen und Patienten dürfen auch von Bekannten und Verwandten besucht werden. Solche Besuche werden zu speziell festgelegten Zeiten durchgeführt.

Frau Menzak erzählte auch, dass Freiwillige häufig psychiatrische Einrichtungen besuchen, und die psychiatrische Klinik in Černivci ist da keine Ausnahme. Darüber hinaus stellte sie fest, dass die Patientinnen und Patienten an verschiedenen Programmen und Aktivitäten teilnehmen, die in der psychiatrischen Klinik durchgeführt werden.

Es gibt leider kein zusätzliches Programm oder Dienstleistungen für Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen die in der psychiatrischen Klinik dauerhaft untergebracht sind. Dies gilt auch für das Programm zur sozialen Inklusion von Patienten.

Frau Menzak erzählte ebenfalls über die geplanten Änderungen in der Tätigkeit von psychiatrischen Einrichtungen. In der Ukraine beginnt bereits die zweite Phase der medizinischen Reform, von der teilweise psychiatrische Einrichtungen betroffen sind. Die Änderungen beziehen sich auf die stationären Aufenthaltsbedingungen der Patientinnen und Patienten. Es ist auch geplant, Ambulanzen zu beseitigen und das Personal entsprechend zu reduzieren. Nur schwerkranke Patientinnen und Patienten erhalten die Erlaubnis, sich für den vom Staat bezahlten Zeitraum, in der Einrichtung aufzuhalten. Danach kann die Person ihren Aufenthalt auf eigene Kosten verlängern. Leider sieht die Reform keine Funktionsverbesserung von psychiatrischen Einrichtungen im Kontext der sozialen Inklusion von Menschen mit psychischen Störungen vor.

Leider war es aufgrund der Quarantänebeschränkungen nicht möglich, mit den Psychiatriepatientinnen und -patienten in der Klinik zu kommunizieren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dem Thema der sozialen Inklusion von Menschen mit psychischen Erkrankungen in der Ukraine nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt wird.